Das Ausstellungsprogramm

Maniera. Pontormo, Bronzino und das Florenz der Medici
24. Februar bis 5. Juni 2016
Ausstellungshaus
Jacopo Pontormo, Agnolo Bronzino, Andrea del Sarto, Rosso Fiorentino, Giorgio Vasari – die herausragenden Maler des Florentiner Manierismus werden 2016 mit einer hochkarätigen Ausstellung des Städel Museums zum ersten Mal in Deutschland eindrucksvoll präsentiert. Anhand von bedeutenden Leihgaben wird dem Publikum ein zentrales Kapitel der italienischen Kunstgeschichte in seiner ganzen Bandbreite vorgestellt. „Maniera“ widmet sich Florenz als dem ersten Zentrum des europäischen Manierismus und spannt einen historischen Bogen von der Rückkehr der Medici nach Florenz 1512 und den ersten künstlerischen Gehversuchen der neuen Generation um Pontormo und Rosso, bis hin zu den 1568 veröffentlichten, bis heute einflussreichen Viten des Vasari.
Über 120 kostbare Leihgaben, darunter Gemälde, aber auch Zeichnungen und Skulpturen, bieten eine noch nie dagewesene Übersicht einer stilprägenden Epoche, die der Kunstgeschichtsschreiber Giorgio Vasari mit den schillernden Begriff „maniera“ charakterisiert hat. Die Kunst des Manierismus hat viele Facetten: elegant, kultiviert, artifiziell, aber auch kapriziös und extravagant, bisweilen bizarr. „The stylish style“ – so hat der Kunsthistoriker John Shearman den Epochenstil 1967 auf eine griffige Formel gebracht. Mit raffinierter Eleganz und kreativem Eigensinn erweisen sich die Maler der „maniera“ als eines der faszinierendsten Phänomene der Kunst Italiens.
Ausgangspunkt der groß angelegten Sonderausstellung ist ein Hauptwerk der Städel-Sammlung, Bronzinos berühmtes Bildnis einer Dame in Rot (Francesca Salviati?) (um 1533), das zu den kostbarsten Stücken im Besitz des Hauses zählt. Besondere Unterstützung erfährt das Projekt durch die Florentiner Museen, insbesondere die Uffizien, die Galleria dell’Accademia und die Galleria Palatina. Weitere zentrale Leihgaben kommen u. a. aus dem Metropolitan Museum of Art in New York, dem J. Paul Getty Museum in Los Angeles, der National Gallery of Art in Washington, dem Louvre in Paris, dem Prado und dem Museo Thyssen-Bornemisza in Madrid, der Staatsgalerie Stuttgart, dem Szépművészeti Múzeum in Budapest sowie aus der Brera in Mailand.
Die kunstgeschichtliche Entwicklung der Jahrzehnte von 1512 bis 1568 wird in engen Bezug zur Stadtgeschichte von Florenz und zur Herrschaft der Medici gesetzt – Themen, die in der Ausstellung wie auch im begleitenden Katalog dargestellt werden.
Kurator: Dr. Bastian Eclercy

Sigmar Polke. Frühe Druckgrafik
2. März bis 22. Mai 2016
Ausstellungshalle der Graphischen Sammlung
Das gedruckte Bild, massenmedial verbreitet oder vom Künstler fotografisch inszeniert, bildet eine wesentliche Grundlage der künstlerischen Arbeit von Sigmar Polke (1941–2010). Bereits 1967, gegen Ende seines Studiums an der Kunstakademie in Düsseldorf, wird seine erste Druckgrafik Freundinnen verlegt. Mit dem Offsetdruck wählte Polke eine handwerklich wenig anspruchsvolle und künstlerisch eher triviale Technik. Sie wird sein bevorzugtes druckgrafisches Medium bleiben, mit welchem er scheinbar zufällige, irritierende Kommentare zu Kunst und Gesellschaft transportiert und verbreitet.
Die Präsentation in der Ausstellungshalle der Graphischen Sammlung zeigt eine ebenso hochwertige wie konzentrierte Auswahl der frühen Druckgrafik Sigmar Polkes und befragt diese auf ihre besondere Qualität. Dank der Sammlung Deutsche Bank im Städel Museum kann die Auswahl vollständig aus dem eigenen Bestand des Städel getroffen werden.
Kuratorin: Dr. Jutta Schütt

Schaufenster des Himmels. Der Altenberger Altar und seine Bildausstattung
22. Juni bis 25. September 2016
Ausstellungshalle der Graphischen Sammlung
Durch glückliche Überlieferungsumstände ist aus einem ehemaligen Kloster in Altenberg an der Lahn ein einzigartiges Ensemble von liturgischen und paraliturgischen Ausstattungsstücken aus der Zeit des späten 13. und frühen 14. Jahrhunderts erhalten geblieben. Jedes dieser Objekte zählt bereits für sich genommen zu den absoluten Glanzstücken der Epoche. In der Ausstellung „Schaufenster des Himmels“ können sie nun erstmals seit der Säkularisation des Klosters Anfang des 19. Jahrhunderts wieder zusammengeführt werden. Zu erleben ist eine der qualitätsvollsten Altarraumausstattungen des Mittelalters.
Im Zentrum steht das rund 4,90 Meter breite wandelbare Retabel, bestehend aus Schreinkasten, Madonnenstatue und Altarflügeln, das mit Werken der Malerei, Bildhauerei sowie der Textil- und Goldschmiedekunst ein komplexes Bezugssystem von Bildern am Altar ergab. Seit etwa 1330 schmückte das Retabel als Kernstück der Ausstattung den Hauptaltar der zwischen 1260 und 1270 errichteten Kirche. Die Flügel des Altars gingen bereits 1925 in die Städelsche Sammlung über und gehören seitdem zum herausragenden Bestand der frühen deutschen Malerei des Museums. Die Präsentation in der Ausstellungshalle der Graphischen Sammlung macht das faszinierende Zusammenspiel verschiedener Bildmedien in einer konkreten Altarraumausstattung des frühen 14. Jahrhunderts nachvollziehbar, wobei sich insbesondere angesichts der anspruchsvollen Ikonografie der Leinenstickereien und der jüngst entdeckten, ursprünglichen Seiten- und Rückwandbemalung des Schreinkastens Fragen der Zugänglichkeit und nahsichtigen Rezeption von Bildern am Hochaltar neu stellen.
In Vorbereitung auf die Ausstellung veranstaltete das Städel am 13. und 14. November 2015 ein international besetztes Passavant-Kolloquium mit jüngsten Forschungserkenntnissen von insgesamt 17 Gastrednern, deren Beiträge im Rahmen der Ausstellung „Schaufenster des Himmels. Der Altenberger Altar und seine Bildausstattung“ aufgegriffen und vertieft werden.
Kurator: Prof. Dr. Jochen Sander

Georg Baselitz – Die Helden
30. Juni bis 23. Oktober 2016
Ausstellungshaus
Georg Baselitz (geb. 1938) zählt zweifelsohne zu den prägendsten Malern und Bildhauern unserer Zeit. In explosionsartiger Produktivität entwickelte er 1965/66 seine dramatischen und widersprüchlichen „Helden“-Bilder. Die kraftvolle Werkgruppe der Helden und Neuen Typen gilt heute weltweit als Schlüsselwerk der deutschen Kunst der 1960er-Jahre und kann im Sommer 2016 erstmals in einer monografischen, von Städel-Direktor Max Hollein kuratierten Ausstellung umfassend präsentiert werden. Zu sehen sind rund 70 Gemälde und Arbeiten auf Papier, deren monumentale Figuren, aggressiv und trotzig gemalt, bis heute ambivalent, schicksalshaft und verletzlich wirken.
Georg Baselitz blickte 1965 auf die in vielerlei Hinsicht zerstörte Ordnung im Nachkriegsdeutschland – Ideologien und politische Systeme sowie künstlerische Stile standen zur Diskussion. Dem Künstler kam dieser Mangel an Ordnungen entgegen, denn jegliche Vereinnahmung durch kategorische Einteilungen war und blieb ihm fremd. In seiner skeptischen Grundhaltung betonte er deshalb die zwiespältigen Aspekte seiner Gegenwart. Entsprechend widersprüchlich wirken seine monumentalen „Helden“ im zerschlissenen Kampfanzug, denen ihr Scheitern ebenso eingeschrieben ist wie ihre Resignation. Dass der damals erst 27-jährige Baselitz sich überhaupt dem Thema der „Helden“ bzw. „Typen“ zuwandte, war per se provokant. Das (männliche) Heldentum und seine einstigen Vertreter waren durch Krieg und Nachkriegszeit fragwürdig geworden. Die inhaltliche Brüchigkeit und Widersprüchlichkeit der „Helden“ findet ihr Äquivalent im Formalen. Die stets mittig frontal gegebene und klar konturierte Figur kontrastiert mit der Wildheit der Farbwahl und Heftigkeit der Malweise. Damit bildet der Künstler eine Wirklichkeit ab, wie sie in der bundesrepublikanischen Erfolgsgeschichte des Wirtschaftswunders nur ungern gesehen wurde. Und das in der damals vermeintlich obsoleten Form der figurativen Malerei.
Es ging in dieser Auseinandersetzung aber um weit mehr als um allgemeine Gesellschaftsfragen. Hier reflektierte der Maler selbst über seine eigene Position im Verhältnis zu dieser Gesellschaft – eine wuchtige Selbstbehauptung und Identitätsbestimmung entgegen aller aktuellen Strömungen der damaligen Zeit.
Die Ausstellung wird im Anschluss im Moderna Museet Stockholm, im Palazzo delle Esposizioni Rom und im Museo Guggenheim Bilbao gezeigt.
Kurator: Max Hollein
Co-Kuratorin: Dr. Eva Mongi-Vollmer

David Claerbout. Die reine Notwendigkeit
28. September bis 23. Oktober 2016
Städel Garten
Anlässlich des Auftritts der Niederlande und Flanderns als Gastländer auf der Frankfurter Buchmesse und im Rahmen der Serie „Im Städel Garten“ präsentiert das Städel vom 28. September bis 23. Oktober 2016 eine neue Arbeit des belgischen Künstlers David Claerbout (geb. 1969). Das eigens für das Städel Museum entwickelte, 60-minütige Video Die reine Notwendigkeit erscheint auf den ersten Blick wie eine Aneignung des beliebten Zeichentrickfilms Das Dschungelbuch von Wolfgang Reitherman aus dem Jahr 1967. Claerbout hat für seine Arbeit ein aufwendiges Remake der Zeichnungen anfertigen lassen – mit dem zentralen Unterschied, dass er den bekannten Tieren, dem Bären, dem Panther, der Schlange oder dem Tiger, ihre vermenschlichte Wesensart genommen und folglich jeglichen narrativen Faden entfernt hat. Sie bewegen sich nun durch den Dschungel wie Artgenossen in einer Tierdokumentation, ungestört von den Erzählungen der Menschheit. Anstatt die Geschichte eines kleinen Jungen zu erzählen, kulminiert die Videoarbeit immer zur vollen Stunde in der letzten Szene des Originalfilms von 1967: Das singende Mädchen kommt in den Dschungel, um Wasser zu holen. Diese Szene wird für Claerbout zum Anfangs- und Endpunkt seines Loops, der über einen großen LED-Bildschirm Stunde um Stunde die Zeit im Städel Garten strukturiert.
David Claerbout verwendet in seinen fotografischen und filmischen Installationen visuelle Materialien, die von vorgefundenen historischen Fotografien über rekonstruierte Bilder bis hin zu nach seinen Regieanweisungen gedrehtem Filmmaterial reichen. Er überarbeitet das Material digital und lässt so die Grenzen zwischen Fotografie und Film verschmelzen. Claerbout dekonstruiert lineare Abläufe von Zeit und hinterfragt damit, wie wir mit Bildern Geschichten erzählen.
Kurator: Dr. Martin Engler

Antoine Watteau. Der Zeichner
19. Oktober 2016 bis 15. Januar 2017
Ausstellungshalle der Graphischen Sammlung
Der französische Maler Antoine Watteau (1684–1721) zählt zu den großen Meistern der Zeichnung. Seine sensiblen Studien in roter, schwarzer und weißer Kreide halten weibliche und männliche Modelle, Detailbeobachtungen und spontane Einfälle fest und entwickeln die Welt jener heiteren Gemeinschaften des aufmerksamen Miteinander, denen man den Namen „Fêtes galantes“ (Galante Feste) geben sollte. Für den Herbst 2016 plant das Städel Museum in Zusammenarbeit mit dem Teylers Museum in Haarlem eine Ausstellung über die Zeichenkunst von Antoine Watteau. Beide Institutionen verfügen über bedeutende Bestände an Werken des Künstlers, der als einer der hervorragendsten Zeichner der französischen Kunstgeschichte gelten kann. Sein innovativer Stil, der sich durch eine Verbindung von genauester Beobachtung mit Spontaneität, Leichtigkeit und Intimität auszeichnet, steht in einem deutlichen Kontrast zur formellen Tradition der akademisch ausgerichteten Künstler seiner Zeit. Die neue, virtuose Kunst reflektiert in ihrer psychologischen Einfühlsamkeit den Geist der beginnenden Aufklärung.
Watteau ist in Deutschland verhältnismäßig wenig bekannt, obwohl er im 18. Jahrhundert einer der Lieblingskünstler Friedrichs des Großen war. Zuletzt gab es 1984 eine Watteau gewidmete Ausstellung. Das Städel Museum besitzt in seiner Gemäldesammlung die früheste Fassung der Komposition Einschiffung nach Kythera, die, auch durch die beiden weiteren Fassungen im Louvre und in Schloss Charlottenburg, wohl die berühmteste Schöpfung des Künstlers ist. Um die Einschiffung nach Kythera des Städel Museums, die durch eine kleine Auswahl weiterer Gemälde ergänzt wird, gruppiert die Ausstellung ungefähr 50 ausgewählte Zeichnungen aus den Beständen der beteiligten Institutionen sowie aus bedeutenden deutschen, niederländischen und französischen Sammlungen. Um die Nachwirkung des Künstlers zu zeigen, präsentiert die Schau zusätzlich etwa 20 Zeichnungen von Nachfolgern wie François Boucher, Nicolas Lancret oder Jean-Honoré Fragonard. Die Ausstellung wird im Anschluss vom 2. Februar bis 14. Mai 2017 im Teylers Museum, Haarlem, gezeigt.
Kurator: Dr. Martin Sonnabend

Geschlechterkampf. Franz von Stuck bis Frida Kahlo
24. November 2016 bis 19. März 2017
Ausstellungshaus
Die Ausstellung „Geschlechterkampf. Franz von Stuck bis Frida Kahlo“ behandelt die künstlerische Auseinandersetzung mit Geschlechterrollen von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges. Die traditionelle Definition von männlich und weiblich als aktiv/passiv, rational/emotional, Kultur/Natur war in der Kunst der Moderne ein intensiv behandeltes Thema: Viele Künstler führten ihrem Publikum überzogene Charaktereigenschaften vor Augen und untermauerten in ihren Werken stereotype Rollenbilder. Andere griffen gängige Rollenklischees an und versuchten, diese durch Strategien wie Ironie, Überzeichnung, Maskerade und Hybridisierung aufzubrechen. Anhand einer Auswahl von etwa 150 Werken der Malerei, Skulptur, Grafik, Fotografie sowie Filmen macht es sich das groß angelegte Ausstellungsprojekt zur Aufgabe, besonders prägnante künstlerische Positionen zu bestimmen und in einen Dialog zu stellen.
Die Ausstellung baut auf dem Sammlungsbestand des Städel Museums auf, der mit Gemälden von Max Liebermann, Edvard Munch und Franz von Stuck, Skulpturen von Auguste Rodin sowie Fotografien von Frank Eugene oder Man Ray wichtige Arbeiten zu der Thematik umfasst. Anhand von wichtigen Leihgaben werden bekannten Namen der Kunstgeschichte, wie Hannah Höch, Édouard Manet, Gustav Klimt, Otto Dix oder Frida Kahlo, gezielt Entdeckungen zur Seite gestellt, die den Kanon um aussagekräftige Positionen erweitern, darunter Künstlerinnen und Künstler wie Leonor Fini, John Collier oder Gustav Adolf Mossa. Vor dem Hintergrund der intensiven Diskussion um Genderfragen und die sich stetig wandelnde Rolle von Frau und Mann bietet das Projekt einen Einblick in die Komplexität der Problematik und beleuchtet die kunsthistorische Dimension eines hochrelevanten gesellschaftspolitischen Themas.
Kuratoren: Felicity Korn, Dr. Felix Krämer

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