Wandtexte
FREI. SCHAFFEND. DIE MALERIN OTTILIE W. ROEDERSTEIN
20. JULI BIS 16. OKTOBER 2022

Einführung
Die deutsch-schweizerische Malerin Ottilie W. Roederstein (1859–1937) zählte zu den herausragenden Künstlerinnen der Zeit um 1900. Sie war eine feste Größe im männlich dominierten Kunstbetrieb und fand Anerkennung in zahlreichen nationalen und internationalen Ausstellungen. Roedersteins facettenreiches Werk spiegelt unterschiedliche stilistische Tendenzen der frühen Moderne wider: von der akademischen Malerei, über symbolistische und impressionistische Ausdrucksmittel bis hin zu einer reduzierten, sachlichen Malweise. Den Schritt in die Abstraktion wagte sie jedoch nie, sondern blieb stets dem Naturvorbild verpflichtet. Als freischaffende Künstlerin setzte sich Roederstein bewusst über die gesellschaftlichen Normen ihrer Zeit hinweg, die Frauen keinen Raum für persönliche oder berufliche Entfaltung ließen. Ihre Selbstporträts, die in großer Zahl und über den gesamt en Zeitraum ihrer langen Karriere hinweg entstanden, verdeutlichen diese kritische Haltung gegenüber den tradierten Geschlechterrollen. Nach Ausbildungsstationen in Zürich, Berlin und Paris lebte Roederstein ab 1891 mit ihrer Lebensgefährtin, der Ärztin Elisabeth Winterhalter, in Frankfurt am Main. Die Malerin war bestens im Kreis der hiesigen Künstlerschaft vernetzt und pflegte intensiven Kontakt zu vielen führenden Frankfurter Familien, deren Mitglieder sie in großer Zahl porträtierte. Das Schaffen der Künstlerin ist eng mit der Geschichte des Städel Museums und der Stadt Frankfurt verbunden. Nur wenige Meter trennten ihr Atelier in der Städelschen Kunstschule vom Museum, das sie regelmäßig besuchte und von dessen Sammlung sie sich für ihre eigenen Werke inspirieren ließ. 1909 zogen Roederstein und Winterhalter ins benachbarte Hofheim am Taunus. Dort konnte sich die Malerin gegen Ende ihr er Karriere neuen künstlerischen Experimenten widmen und fand – wie sie es selbst nannte – zu ihrer ‚eigenen Handschrift‘. Die Ausstellung zeichnet die stilistische Entwicklung Roedersteins und ihre außergewöhnliche, erfolgreiche Karriere nach.

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