Wandtexte
HERAUSRAGEND! DAS RELIEF VON RODIN BIS PICASSO
24. MAI BIS 17. SEPTEMBER 2023
Ausstellungshaus

Einleitung
Ist es Malerei oder Skulptur, Fläche oder Raum? Kaum ein anderes künstlerisches Medium fordert unser Sehen so heraus wie das Relief: Man kann Reliefs wahrnehmen wie ein Gemälde und ihre Oberfläche zugleich mit dem Blick ertasten wie eine Skulptur. Aus der Antike ist das Relief vor allem als Schmuck von Architekturen bekannt. In der Renaissance spielte es eine wichtige Rolle im Wettstreit der Maler und Bildhauer, die um die Nachahmung der Wirklichkeit konkurrierten. Als das Relief um 1800 vermehrt Eingang in kunsttheoretische Debatten fand, wurde es als Zwischengattung unter den Künsten bezeichnet. In der Zone zwischen der zweiten und der dritten Dimension blieb es aber eine überwiegend bildhauerische Aufgabe. Mit der Zeit wuchs das künstlerische Interesse, die traditionellen Gattungsgrenzen zu überwinden. Maler schufen Skulpturen, Bildhauer näherten sich der Malerei an. Das Relief wurde dabei zu einem Spielfeld für Experimente mit neuen Formen, Materialien und Techniken. Reliefs wurden jetzt nicht mehr vorrangig aus den klassischen Werkstoffen Stein, Ton, Gips oder Bronze hergestellt. Die Künstlerinnen und Künstler griffen zu Alltagsgegenständen und Fundstücken, um die plastischen Gebilde aus der Fläche hervortreten zu lassen. Ob geklebt oder genagelt, unter Verwendung von Naturschwamm oder einer Schöpfkelle gefertigt – das Relief zeigt völlig neue Erscheinungsformen. Seine gesellschaftliche Bedeutung erweiterte sich im Zuge der umwälzenden Veränderungen des frühen 20. Jahrhunderts: Das Relief wurde zum Ort für Utopien und zum Spiegel des Aufbruchs in eine neue Welt. Der Ausstellungsrundgang präsentiert die enorme Bandbreite des Reliefs von 1800 bis 1970 in 13 Kapiteln. Sie umspannen zum Teil den gesamten Untersuchungszeitraum, zum Teil sind sie gezielt auf kürzere Perioden hin zugeschnitten. Die einzelnen Kapitel befragen die besonderen Möglichkeiten und die Grenzen der Reliefkunst jenseits entwicklungsgeschichtlicher Linien oder stilistischer Schubladen.

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