200 JAHRE STÄDEL:
DAS AUSSTELLUNGSPROGRAMM
MONET UND DIE GEBURT DES IMPRESSIONISMUS – DIE 80ER. FIGURATIVE MALEREI IN DER BRD – DIALOG DER MEISTERWERKE. HOHER BESUCH ZUM JUBILÄUM – U. V. M.
Mit der Niederschrift seines Testaments legte Johann Friedrich Städel im Jahre 1815 den Grundstein für Deutschlands älteste bürgerliche Museumsstiftung. Dieser geschichtsträchtige Tag jährt sich am 15. März 2015 zum 200. Mal. Das Städel feiert sein Jubiläum im kommenden Jahr mit einer Vielzahl von hochkarätigen Ausstellungs- und Forschungsprojekten, zahlreichen bedeutenden Erwerbungen und Sammlungserweiterungen, einem großen Bürgerfest sowie einem massiven Ausbau seines Vermittlungsprogrammes, besonders im digitalen Bereich.
JEAN-JACQUES DE BOISSIEU. EIN ZEITGENOSSE STÄDELS
11. Februar bis 10. Mai 2015
Ausstellungshalle der Graphischen Sammlung
Schon zu Lebzeiten war Jean-Jacques de Boissieu (1736–1810) auch über die Grenzen Frankreichs hinaus ein hochgeschätzter Künstler. Seine in Zeichnung und Druckgrafik ausgeführten Landschaften, Genreszenen und Porträts begeisterten nicht nur Fürsten, sondern auch private Sammler wie Johann Friedrich Städel. Der Gründer des Städelschen Kunstinstituts erwarb mehr als 20 Zeichnungen und weit über 200 Radierungen des Künstlers, die noch heute zum Kernbestand der Graphischen Sammlung des Städel Museums zählen. Das künstlerische Werk de Boissieus, welches in einer Zeit historisch umwälzender Ereignisse entstand, spiegelt in einer fast irritierend unaufgeregten und seriösen Stetigkeit Landschaft und Leben in der Provinz um seine Heimatstadt Lyon. Fortschrittlich zeigte de Boissieu in seinen radierten Landschaften und Bildnissen sowie den fein nuancierten Pinsel- und Kreidezeichnungen eine Wirklichkeitsnähe, die auf eine von akademischen Normen unabhängige, bürgerliche Kunstauffassung verweist.
Kuratorin: Dr. Jutta Schütt
MONET UND DIE GEBURT DES IMPRESSIONISMUS
11. März bis 28. Juni 2015
Ausstellungshaus
Mit Claude Monets 1868/69 entstandenem Gemälde Das Mittagessen verfügt das Städel Museum über ein Schlüsselwerk des frühen Impressionismus. Ausgehend von diesem Werk – und dem höchst qualitätsvollen Sammlungsbestand früher impressionistischer Arbeiten von Auguste Renoir, Édouard Manet, Edgar Degas, Alfred Sisley und Paul Cézanne – nimmt das Städel ab Frühjahr 2015 die Anfänge der impressionistischen Bewegung in den Blick. Diese umfassende Jubiläumsausstellung, mit der das Städel sein 200-jähriges Bestehen feiert, knüpft an die eigene Sammlungsgeschichte an: Schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts setzte sich der damalige Museumsdirektor Georg Swarzenski leidenschaftlich für die französische Kunst ein, die heute einen wichtigen Sammlungsschwerpunkt des Hauses bildet. Die Sonderausstellung beleuchtet, inwiefern sich in der Malerei der Impressionisten eine zeitgenössische Seherfahrung manifestiert und wie sich die bildliche Umsetzung dieses „modernen Blicks“ im Laufe der Jahre verändert. Anhand einer Auswahl von über 90 Gemälden, darunter zahlreiche weltberühmte Leihgaben aus internationalen Museen – wie Claude Monets La Grenouillère (1869) aus dem Metropolitan Museum of Art, New York, L’Étang à Montgeron (1877) aus der Eremitage in St. Petersburg oder das monumentale Bild Mittagessen (1874) aus der Sammlung des Pariser Musée d’Orsay –, können die einzelnen Entwicklungslinien des Impressionismus und der Wandel des Verhältnisses von Inhalt und Form veranschaulicht werden. Ergänzt wird die Präsentation der impressionistischen Malerei durch Fotografien sowie Karikaturen, die sich mit der künstlerischen Strömung auseinandersetzen.
Kurator: Dr. Felix Krämer
Gefördert durch: Commerzbank-Stiftung
Laster des Lebens. Druckgrafik von William Hogarth
10. Juni bis 6. September 2015
Ausstellungshalle der Graphischen Sammlung
Mit den druckgrafischen Arbeiten des englischen Malers, Kupferstechers und Radierers William Hogarth (1697–1764) zeigt die Graphische Sammlung des Städel Museums Kunstwerke aus der Lebenszeit des Stifters Johann Friedrich Städel. Mit den Folgen Der Weg einer Dirne (1732), Der Weg eines Liederlichen (1735) und Die Heirat nach der Mode (1745) begründete Hogarth die neue Gattung des „modern moral subject“. Als aufmerksamer Zeitgenosse thematisierte er die Laster und Kehrseiten des modernen Lebens in der Metropole London. Hogarth verstand seine Werke als gedrucktes Theater seiner Zeit und legte den Grundstein für die gesellschaftskritische Karikatur in England. Die Graphische Sammlung des Städel verfügt über einen bedeutenden Bestand der Werke Hogarths; all jene Folgen, die ihn international berühmt machten, sind vollständig vorhanden. Die besondere Qualität dieser Arbeiten liegt im großen Interesse an individuellen Physiognomien, der scharfsinnigen Beobachtungsgabe und dem beißenden Witz dieses Künstlers, dessen Werke eine ganze Epoche prägten.
Kuratorin: Annett Gerlach
DIE 80ER. FIGURATIVE MALEREI IN DER BRD
22. Juli bis 18. Oktober 2015
Ausstellungshaus
In einer groß angelegten Sonderausstellung präsentiert das Städel Museum vom 22. Juli bis 18. Oktober 2015 „Die 80er. Figurative Malerei in der BRD“. Mit rund 100 Werken von insgesamt 27 Künstlerinnen und Künstlern beleuchtet die Schau jene neuartige, irritierende und überaus dynamische figurative Malerei, die sich in den 1980er-Jahren nahezu zeitgleich vor allem in den Zentren Berlin, Hamburg und dem Rheinland entwickelte. Zu sehen sind Arbeiten u. a. von Ina Barfuss, Werner Büttner, Walter Dahn, Jiří Georg Dokoupil, Rainer Fetting, Georg Herold, Martin Kippenberger, Helmut Middendorf, Christa Näher, Albert Oehlen, Salomé oder Andreas Schulze. Die Ausstellung beleuchtet die künstlerischen Zentren der BRD – etwa den Berliner Moritzplatz oder die Mülheimer Freiheit in Köln – und macht zugleich die figurative Malerei jener Jahre in ihrer ganzen Komplexität und Differenziertheit sichtbar. Die Künstlerinnen und Künstler, die den Kunstbetrieb um 1980 mit einer ungezügelten Intensität und hohem malerischen Tempo auf den Kopf stellten, schufen figurative Bilder, die eine kritische Auseinandersetzung mit der Tradition der Malerei, den Nachkriegsavantgarden und ihrer unmittelbaren Gegenwart wagten. Die Themen entstammten in erster Linie dem unmittelbaren Umfeld der Künstler. Der etablierte Kunstbetrieb wird dabei genauso zum Inhalt der Bilder, wie die homosexuelle Emanzipation oder die rauschende Geschwindigkeit der internationalen Club- und Musikszene, die ab Mitte der 1970er-Jahre durch New Wave und Punk vermittelt wurde. Die Protagonisten der Zeit waren dennoch alles andere als eine homogene malerische Bewegung. Vielmehr zeichnet sich die Malerei jenes Jahrzehnts zwischen Studentenrevolte und wiedervereinigtem Deutschland durch ein vielschichtiges, zum Teil widersprüchliches Nebeneinander unterschiedlicher Strömungen, Einflüsse und Befindlichkeiten aus. Die Sammlung Gegenwartskunst des Städel Museums mit ihrem spezifischen Fokus auf der Malerei nach 1945 stellt einen idealen Rahmen für die Präsentation dieser ereignisreichen Dekade dar.
Künstlerliste: Hans Peter Adamski, Peter Angermann, Elvira Bach, Ina Barfuss, Peter Bömmels, Werner Büttner, Luciano Castelli, Walter Dahn, Jiří Georg Dokoupil, Rainer Fetting, G. L. Gabriel, Georg Herold, Gerard Kever, Jan Knap, Milan Kunc, Martin Kippenberger, Helmut Middendorf, Christa Näher, Gerhard Naschberger, Albert Oehlen, Markus Oehlen, Salomé, Andreas Schulze, Bettina Semmer, Volker Tannert, Thomas Wachweger und Bernd Zimmer.
Kuratoren: Dr. Martin Engler, Franziska Leuthäußer
Gefördert durch: Deutsche Bank AG
DIALOG DER MEISTERWERKE. HOHER BESUCH ZUM JUBILÄUM
7. Oktober 2015 bis 24. Januar 2016
Sammlungspräsentationen Alte Meister, Kunst der Moderne, Gegenwartskunst, Ausstellungshalle der Graphischen Sammlung
Anlässlich ihres 200-jährigen Bestehens erwartet die Städelsche Sammlung internationalen Besuch. In einer von allen Kustoden des Städel gemeinsam konzipierten Schau werden zentrale Werke der eigenen Sammlung mit Meisterwerken aus den renommiertesten Museen der Welt zusammengebracht. Inhaltlich wie räumlich werden sich diese reizvollen und herausfordernden Vergleiche über alle Sammlungsbereiche des Städel Museums erstrecken: An rund 80 ausgewählten Positionen findet der Besucher für die Dauer von dreieinhalb Monaten temporäre „Partnerschaften“. Jan van Eycks Verkündigung (um 1434/36) reist beispielsweise aus Washington an und trifft auf die Lucca-Madonna (1437) des Meisters aus dem Städel. Die beiden Gemälde zählen zu den schönsten und inhaltlich komplexesten Marienbildern des bekanntesten altniederländischen Künstlers und befanden sich bis 1850 gemeinsam in der glanzvollen Altmeistersammlung König Willems II. der Niederlande. In der Gegenüberstellung von Edgar Degas’ Die Orchestermusiker (1872–1876) mit seinem Werk Das Ballett aus Meyerbeers Oper „Robert Le Diable“ (1876) lassen sich intensive inhaltliche wie motivische Bezüge herstellen, besonders im Hinblick auf die dargestellte Beziehung zwischen Orchester und Tänzerinnen. Das Frühwerk des Malers Georg Baselitz wird durch das Zusammentreffen von Leihgaben wie Geschlecht mit Klößen (1963) mit seinen Gemälden aus der Sammlung des Städel Museums wie Acker (1962) als bedeutender Bestandteil deutscher Malereigeschichte im 20. Jahrhundert präsentiert. In die Graphische Sammlung kommen unter anderem Werke von Elsheimer, Goltzius und Ernst Ludwig Kirchner zu Besuch. Im Rahmen dieser insgesamt rund 80 Gegenüberstellungen von bedeutenden „Jubiläumsgästen“ mit Werken der Sammlung des Hauses werden nicht nur spannende und teils überraschende kunstgeschichtliche und historische Bezüge hergestellt, sondern auch die Bestände der eigenen Sammlung neu befragt.
Kuratoren: Dr. Bastian Eclercy, Dr. Martin Engler, Dr. Felix Krämer, Dr. Eva Mongi-Vollmer, Prof. Dr. Jochen Sander, Dr. Jutta Schütt, Dr. Martin Sonnabend
Gefördert durch: DZ Bank
JOHN BALDESSARI
5. November 2015 bis 24. Januar 2016
Ausstellungshaus
Anlässlich des 200-jährigen Städel-Jubiläums hat der amerikanischen Künstler John Baldessari (*1931 in National City, Kalifornien) mit Werkvorlagen aus der Sammlung des Städel Museums eine neue Serie geschaffen, die das Städel im Winter 2015/16 präsentiert. Meisterwerke von Lucas Cranach d. Ä, Agnolo Bronzino, Dirck van Baburen oder Maria Lassnig dienten Baldessari als visuelles Material für großformatige Bildcollagen. Seit den späten 1960er-Jahren gehört Baldessari zu den einflussreichsten Figuren der internationalen Kunstszene. Als ein herausragender Vertreter der Konzept- und Medienkunst hat er einen eigenständigen und unverwechselbaren Bildbegriff zwischen Malerei und Fotografie, Text und Bild entwickelt. In seiner Kunst verwendet und reflektiert er Bildstrategien der klassischen Moderne, etwa die Montage oder die Integration von Alltagselementen, um diese mit Ansätzen der Nachkriegsavantgarden – wie deren Konsum- und Mediendiskurs – zu konfrontieren. In der Tradition seiner Auseinandersetzung mit der komplexen Beziehung zwischen Malerei und Fotografie reflektiert Baldessari in seiner neuen Werkgruppe ganz unterschiedliche Arbeiten der Sammlung des Städel und kontrastiert diese mit Text und Monochromie, Fotografie und Konzept. Das Ergebnis ist ein Gegen- und Miteinander, das alte wie jüngere Kunstwerke gleichermaßen befragt und neu sichtbar werden lässt.
Kurator: Dr. Martin Engler
Titel- und Laufzeitänderungen vorbehalten